Droht uns eine neue Spießigkeit? Geht verloren, was die sexuelle Revolution der 68er erkämpft hat? Sind wir im Vergleich zu den sexuellen Barrikadenstürmern unfreier geworden? Für uns von Ananda wäre das eine traurige Bilanz. Schließlich setzen wir uns seit vielen Jahren mit unserer Arbeit für eine freie sexuelle Kultur ein.
Aber wenn man der Autorin Ulrike Heider und ihrem im Frühjahr erschienenen Buch „Vögeln ist schön“ folgt, gibt es einen starken konservativen Schwenk in unserer Gesellschaft. Die Autorin behauptet sogar, eine sexuelle und soziale Revolution habe nie wirklich stattgefunden. Nach den Sexualreformern seien es vor allem kommerzielle Akteure wie die Werbeindustrie gewesen, die die sexuelle Befreiung aufgegriffen, das gesellschaftliche Bild von Sexualität dadurch entscheidend geprägt und so schließlich ausgehöhlt haben. In den 80er Jahren sei aus dem Ideal der gemeinsam erlebten und zärtlichen Sexualität das Bild vom Kampf der Geschlechter geworden, ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Unsicherheit und der Verschärfung sozialer Gegensätze. Damit ging eine neue Sehnsucht nach Verbot, Gewalt, Geheimnis und Bordell-Erotik einher. Bis heute herrsche ein „pornographisch verzerrtes Bild von Sexualität“, das „Leistungsdruck, Konkurrenzangst und Gewaltförmigkeit“ erschafft. Weiterlesen
