Tabulosigkeit als Zukunftswunsch

Leda

Leda und der Schwan (nach einem Bild von Michelangelo)

Ein Sexspielzeug nach dem anderen holt die Vertreterin aus ihrem roten Koffer und teilt es an die Frauenrunde aus. Die gestandenen italienischen Mamas kichern und lachen, reichen den Lippenstiftvibrator herum. Die Situation ähnelt einer Tupperparty. Die nächste Einstellung zeigt lange, schlanke Frauenbeine auf High Heels, die über Asphalt trippeln. Aus dem Off fragt der Sprecher: „Sind Frauen nach jahrelangen Tabus, Schuld und Schamgefühlen bereit, sich aus ihren Fesseln zu befreien? Werden wir Zeuge einer neuen sexuellen Revolution?“

Ein Film der etwas anderes zeigt, als er sagen will

„Ohne Tabu – die weibliche Sexualität“ heißt der Dokumentarfilm, den 3Sat letzte Dienstagnacht gezeigt hat. In der italienischen Produktion von Filmemacherin Katia Ranzanici kommen vor allem Frauen der Generation 40+ zu Wort. Die Frauen reden von einem unerfüllten Sexualleben, das in der Vergangenheit von Tabus und Unfreiheit geprägt war. Jetzt aber, jenseits der vierzig, seien sie reif genug, um ihre Bedürfnisse zu äußern. Sie eroberten sich nun ihr Recht, über weibliche Sexualität und Lust zu reden. Denn, so der Sprecher: „Die Gesellschaft verurteilt immer noch Frauen, die offen über Sex reden“.

Eine der Frauen bucht sich Edel-Callboy Roy für unverbindlichen, aber leidenschaftlichen Sex. Andere kaufen die neuesten Sexspielzeuge in Erotikshops oder entdecken Pornos für Frauen. Weiterlesen