Warum Tantramassage helfen kann, wo Sexualtherapie endet.

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Hanna Krohn ist von Anfang an auf der Bodywork Plattform vertreten.
Das Online-Verzeichnis für seriöse Anbieter von Tantramassage, ganzheitlicher Körperarbeit und Sexualberatung. 

Auf Ihrem Blog berichtet sie regelmäßig aus Ihrer eigenen Praxis. Dieser Artikel beschreibt sehr eindringlich die Grenzen des herkömmlichen Gesundheitssystems. 


Manch­mal denke ich ja, dass ich ganz gut oder sog­ar bess­er ohne das Wort “Tantra” auskom­men kön­nte. Mein skep­tis­ch­er Geist und mein nüchternes Naturell fremdeln nach wie vor mit diesem Begriff, der sich jed­er klaren Def­i­n­i­tion entzieht und der Blick der anderen auf mich und meine Arbeit macht es nicht bess­er: „Mir fehlt ein­fach völ­lig die Phan­tasie, mir vorzustellen, was jemand zu so einem Ange­bot treiben kön­nte, da kann ich mir ja sog­ar eher vorstellen, warum sich Frauen Escort-Typen bestellen.“ las ich neulich als Kom­men­tar zu einem Inter­view mit mir. Das war nicht char­mant, aber noch erträglich. Doch seit mein­er 9jährigen Tochter von Nach­barskindern „Deine Mut­ter ist asozial!“ zugerufen wurde, beant­worte ich die Frage nach meinem Beruf immer öfter mit „Sex­u­alther­a­peutin“. Das ist kor­rekt, die „hands-on“-Arbeit ist nur ein Teil meines Tätigkeits­feldes. Und den­noch würde ich sagen, dass dieser Teil das Herzstück ist.

Es gibt da eine Lücke in unserem Gesundheitswesen und diese Lücke befindet sich genau zwischen unseren Beinen.

Es gibt da eine Lücke in unserem Gesund­heitswe­sen und diese Lücke befind­et sich genau zwis­chen unseren Beinen. Ärzte dür­fen uns dort unter­suchen und behan­deln, aber wie die WHO-Def­i­n­i­tion deut­lich macht, ist sex­uelle Gesund­heit mehr als die Abwe­sen­heit von Krankheit. Ein Mann, der nach ein­er Prostatakrebs-Oper­a­tion impo­tent ist, wird als geheilt ent­lassen. Wer hil­ft ihm, seinen Lingam wieder anzunehmen? Eine Frau, die durch sex­uellen Miss­brauch trau­ma­tisiert wurde, ist irgend­wann aus psy­chol­o­gis­ch­er Sicht aus­ther­a­piert. Aber wie soll sie ler­nen, sich berühren zu lassen?

Viele Men­schen wis­sen nicht, wie es sich anfühlt, im eige­nen Kör­p­er zu Hause zu sein. Sie wer­den es nicht erleben, indem sie darüber reden. Es gibt viele sex­u­alther­a­peutis­che Ansätze, darunter auch die kör­per­or­i­en­tierte Meth­ode Sex­o­cor­porel, doch oft find­en die Klien­ten keinen kör­per­lichen Anschluss an das, was ihnen dort erzählt wird. Ihnen wird ein Konzept von Sex­u­al­ität vorgestellt, das ihnen fremd ist. Sie kön­nen es nicht spüren, wenn sie es noch nie gespürt haben und fühlen sich immer aufs Neue darin bestätigt, dass sie falsch und unzulänglich sind. Das ist, als wür­den wir jeman­dem, der noch nie Musik gehört hat, ein Blatt mit Noten unter die Nase hal­ten.

Konkrete kör­per­liche Erfahrun­gen mit ein­er kom­pe­ten­ten Per­son in einem sicheren Rah­men kön­nen da ein Schlüs­sel sein, ein erster Schritt hin­aus aus dem Teufel­skreis aus Angst, Anspan­nung, Schmerz, Frus­tra­tion und Selb­st-Abw­er­tung. Ich rede noch gar nicht von Erre­gung und Lust, ich rede davon, den eige­nen Kör­p­er zu spüren. Über­haupt etwas zu spüren außer Angst, Scham und Schmerz. Doch wie kann das gehen? Wie kann man einen frem­den Men­schen am ganzen Kör­p­er berühren? Da kommt Tantra ins Spiel. Genau genom­men die tantrische Hal­tung, denn sie ist es, die meine Arbeit erst möglich macht.

Tantra öffnet einen Raum für Körperempfinden jenseits von anerzogenen Normen und pornomässigem Leistungsdruck und dieser Raum ist mir heilig geworden. 

Die tantrische Sichtweise „alles ist eins“ heißt in der Kon­se­quenz, dass die Geschlecht­steile eben­so geehrt und kul­tiviert wer­den wie der Rest des Kör­pers. In etwa so, wie ein kleines Kind natür­licher­weise mit ihnen umge­ht: Es berührt sie, weil sie zu seinem Kör­p­er gehören, weil sie sich gut anfühlen und das Lebens­ge­fühl steigern. Nicht mehr und nicht weniger. Da gibt es kein „Iih, das ist eklig!“ und kein „Wow, bin ich kinky!“, kein „Das gehört sich nicht!“ und kein „Die anderen können/ fühlen/ haben bes­timmt mehr, ich bin irgend­wie falsch!“. Tantra öffnet einen Raum für Kör­perempfind­en jen­seits von aner­zo­ge­nen Nor­men und pornomäs­sigem Leis­tungs­druck und dieser Raum ist mir heilig gewor­den. In diesem Raum kann ich einem Men­schen so nah kom­men, dass die Kon­turen, die sein Denken und Han­deln begren­zen, für ein paar Stun­den ver­schwim­men und er sich sel­ber dahin­ter als das vol­lkommene Wesen sieht, als das er geboren wurde. Aus diesem Raum her­aus ist es plöt­zlich viel leichter, den indi­vidu­ellen Weg zu sex­ueller Gesund­heit zu find­en.
Vor ein paar Monat­en brachte der Zufall eine junge Frau mit mir in Kon­takt, die eine schw­er­wiegende The­matik auf ihren Schul­tern trägt, vor der ich großen Respekt habe. Es vergin­gen Monate, in denen wir nur schrieben und tele­fonierten und irgend­wann nutzte ich meine Inter­vi­sion­s­gruppe, um zu erzählen, was da alles durch mich hin­durchge­ht. Die anwe­senden Kol­le­gen, mir alle­samt an ther­a­peutis­ch­er Erfahrung um Län­gen über­legen, haben mir regel­recht den Kopf gewaschen. Sie stell­ten fest, dass ich für diese Auf­gabe fach­lich nicht aus­re­ichend qual­i­fiziert bin, hin­ter­fragten meine Moti­va­tion und warn­ten mich davor, mich in jed­er Hin­sicht zu übernehmen.

Ich hat­te wenig Antworten auf ihre Fra­gen und nahm ihre Skep­sis sehr ernst, doch den Kon­takt zu der jun­gen Frau behielt ich bei. Vor ein paar Wochen kam sie nun tat­säch­lich für eine Mas­sage zu mir, direkt aus ein­er psy­chi­a­trischen Klinik, in die sie auch wieder zurück­gekehrt ist. Von dort schrieb sie mir hin­ter­her: „Mein Ther­a­peut hat gesagt, er hätte mich noch nie so entspan­nt gese­hen. Das stimmt, ich kenne diesen Zus­tand gar nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich ein­fach sein. Für mich war es unendlich viel, dass ich bei mir bleiben und auch fühlen kon­nte.“

Ich war keineswegs sich­er, ob ich irgen­det­was für sie tun kon­nte und was ich getan habe, lässt sich nicht in medi­zinis­chen Kat­e­gorien benen­nen. Und doch – bzw. wohl ger­ade deswe­gen – kon­nte sie einen wichti­gen Schritt mit mir gehen, bei dem ihr nie­mand zuvor helfen kon­nte. Nach all der Schwere, die in manchen unser­er Gespräche gele­gen hat­te, war die Kör­per­ar­beit mit ihr ganz leicht. Auch für mich ist die tantrische Hal­tung ein großes Geschenk, das meine Arbeit um Vieles ein­fach­er macht.

Tantra kann die Erfahrung von Liebe und Freiheit schenken.

Nicht haben oder wollen, nicht müssen oder machen, son­dern ein­fach nur sein – das klingt so ein­fach und ist doch so schw­er. Das kann man nicht ler­nen, das kann man nur find­en in sich, als Empfänger und auch als Geben­der, als Klient und auch als Ther­a­peut. Das ist keine Meth­ode und kein Konzept, das hat mit Men­schlichkeit zu tun und mit Ver­trauen. Das ist die voll­ständig inte­gri­erte und im Kör­p­er erfahrbare Bewusst­wer­dung von Liebe und Frei­heit. Vielle­icht hätte ich das auch irgend­wo anders find­en kön­nen, aber ich habe es erst unter dem Begriff Tantra gefun­den. Wenn ich neue Meth­o­d­en und Konzepte ler­nen möchte, mache ich ther­a­peutis­che Fort­bil­dun­gen. Um die Lei­den­schaft für meinen Beruf trotz aller Widrigkeit­en aufrecht zu erhal­ten und meinen Kom­pass für das, was wirk­lich zählt, zu justieren, gehe ich zu Tantra­mas­sage-Sem­i­naren.

Nein, ich werde wohl doch nicht auf Tantra verzicht­en kön­nen. Es braucht nicht an mein­er Tür zu ste­hen und nicht im Quell­code mein­er Home­page, ich brauche keine indis­chen Göt­ter und kein Schum­mer­licht in mein­er Prax­is. Tantra hat einen Platz in meinem Herzen und dort gehört es hin.

Das sehr lesenswerte Blog von Hanna Krohn: https://hannakrohn.de/blog/

3 Gedanken zu „Warum Tantramassage helfen kann, wo Sexualtherapie endet.

  1. Echt gut gesagt! Man denkt oft dass tantra nur mit sexualität was zu tun hat, aber so eine tolle Erholung als bei Tantramassage in Studio Dewi in Gdingen hatte ich noch nie!

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  2. Die Sexualität ist ein ganz eigenes Gesundheitssystem, doch wir müssen dieses zuvor geistig klärend erfassen und logisch erweitern, um in dieser Verbindung nicht zu scheitern.

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